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Neuigkeiten von Ernest Benisch

Regelmäßig wird in Internetforen nach der Herkunft von Saxophonen mit der Bezeichnung „Ernest Benisch – Paris – Köln am Rhein“ gefragt. Hier eine kurze deutschsprachige Auflösung: Ernest Benisch war ein Instrumentenhändler und Saxophonist, der gegen Ende der 1920er Jahre in Deutschland tätig war. So betrieb er unter anderem einen Versandhandel mit Sitz in Köln, über den er Blättchen, Mundstücke, vermutlich seine Saxophone und einen „brieflichen Meisterkursus“ anbot. Ganz im Stile des modernen Internetversandhandels konnten schon damals seine Kunden seine Mundstücke 8 Tage auf Probe testen. Sein Ladengeschäft in Köln bezeichnete er als „fachmännisches Spezialhaus und Reparaturwerkstatt für Saxophone aller Marken“. Dass er die Saxophone, die er unter seinem Namen verkaufte, selbst fertigte, halte ich eher für unwahrscheinlich.

Das Ernest Benisch Saxophon

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten hat er sein Geschäft aufgeben müssen. Sodann findet sich sein Name ein paar Jahre später im berüchtigten Lexikon der Juden in der Musik. Das ist auch der Grund, weshalb er heute im online geführten Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit aufgelistet wird. Dass er auf verschlungenen Wegen seiner Verfolgung entkommen war und in die USA emigrierte, legen Online-Dokumente nahe. Ausführlicher habe ich die Stationen seines Lebens, zumindest die, die ich rekonstruieren konnte, bereits in einem Artikel für Sonic – Sax & Brass beschrieben. Nun aber gibt es Neuigkeiten von Ernest Benisch!

Offensichtlich ist Ernest Benisch im Jahr 1936, und zwar am 19. Dezember mit der Ilsenstein, in New York angekommen, wie ein auf einer genealogischen Seite veröffentlichtes Dokument belegt. Daraus geht hervor, dass er als Beruf Händler („Merchant“) angab. Darüberhinaus war er wohl der englischen Sprache mächtig. Der eigentlich interessante Punkt ist aber, dass er über ein in Jerusalem ausgestelltes Visum verfügte und demnach von Tel Aviv über Antwerpen nach New York gereist ist. Ob es sich hier um – aus unbekannten Gründen – gefälschte Papiere handelte oder ob der aus dem heute tschechischen Strakonice stammende Benisch jene Odyssee tatsächlich durchgemacht hat, wäre natürlich ohne einen enormen Forschungsaufwand nicht herauszubekommen.