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Ein Plan, der nicht aufging...

Es ist schon etwas her, genauer gesagt 5 Tage, eine Ewigkeit in der Medienwelt, da hat eine junge Sängerin einen nationalen Vorentscheid für die Teilnahme am Eurovision Song Contest gewonnen. Seitdem überlagern sich Jubelwellen mit kritischen Gegenströmungen zu den Gesangskünsten dieser jungen Dame. Lena Meyer-Landrut wird „Satellite” für Deutschland in Oslo singen. Doch mit der Entscheidung für diesen Song schien weder sie, noch der sogenannte Jury-Präsident Stefan Raab glücklich. Was war geschehen?

Lena Meyer-Landrut trug, genau wie ihre Mitbewerberin Jennifer Braun, drei Kompositionen nacheinander vor. Der erste Song war nahezu identisch mit der Version von Jennifer Braun, für den zweiten sind die Arrangements an die Sängerinnen angepasst worden, und der dritte Song war jeweils eine maßgeschneiderte Komposition. Der Eurovision Song Contest, oder einfach der Grand Prix, ist ein Kompositionswettbewerb. Doch einen Hinweis auf den Komponisten fand man hier vergeblich. Nur auf der Internetseite zu der Sendung erfuhr man die Komponisten aller Songs. Der dritte Song maßgeschneidert für, ist eigentlich von Lena Meyer-Landrut; sowohl sie als auch Stefan Raab werden als Urheber angegeben. Eine Coproduktion, die in der Sendung dem Publikum verschwiegen wurde.

Ohne hier näher auf die musikalischen Einzelheiten einzugehen, zeigte sich, nicht ein Star für Oslo, sondern ein Star für Stefan Raab wurde gesucht. Ein Medienereignis wurde inszeniert, das dem Urheberduo im Falle des Siegs ihres Songs große Tantiemen gesichert hätte. Und vor allem wurde eine junge Frau in das Scheinwerferlicht gerückt, für die Stefan Raab in seinen Fernsehshows sicherlich Verwendung findet: Sie kann vom 3-Meter Brett planschen, ein altes Auto zu Schrott fahren oder auf einem Wok eine Rodelbahn herunterrutschen. Lena Meyer-Landrut wird dies wahrscheinlich alles mitmachen. Ob Jennifer Braun in Raabs Konzept gepasst hätte, wird nun offen bleiben.

Doch nur ein Teil des Plans gelang: Die Rückkehr des Stefan Raab zum Eurovision Song Contest als Komponist findet nicht statt. Das Lied, das Lena Meyer-Landrut singen wird, stammt nicht aus seiner Feder. Ihr zweiter Song wurde gewählt, nicht der dritte.

Es bleibt vor allem eines: In der Politik würde man dies den Geruch der Korruption nennen. Ein Produzent und selbsternannter Jury-Präsident nimmt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen an seiner eigenen Sendung, einem Wettbewerb, teil. Er ist der verantwortliche für den Ablauf, für das Marketing und ihm und seinem Team obliegt die Verantwortlichkeit für die Durchführung des Sängerstreits. Nein, Betrug ist ihm zumindest nicht nachzuweisen. Er hatte ganz auf seine eigenen Songwriter-Fähigkeiten vertraut. Sein Song befand sich in der vermeintlich besten Startposition. Der Öffentlichkeit hatte er den Floh ins Ohr gesetzt, Lena Meyer-Landrut verzaubere, sie komme aus einer Fabelwelt. Sie verstehe, was sie auf Englisch singe. Und alles andere sei für ihre Bewertung sekundär. Das ist die doppelte Manipulation eines Stefan Raab, der als überparteiischer Schiedsrichter aufgetreten ist, und als am Sieg interessierter Komponist teilgenommen hat: Er wollte Song und Sängerin stellen, letztendlich verbleibt ihm nur die Sängerin.

Der Vorwurf muß in erster Linie an die ARD gehen: Sie hat sich blenden lassen. Raab gibt vor, der Schutzpatron der Nachwuchsmusiker zu sein und ist in Wahrheit nur sich selbst verpflichtet. Er ist damit näher an Dieter Bohlen als manche glauben wollen.